Morgenröte fernab jeglicher Zivilisationslichter
Mein zweiter Tag an Bord der NOORTRUCK beginnt mit einem wunderschönen Sonnenaufgang fernab jeglicher Zivilisationslichter. Das ist dann auch eine tolle Entschädigung für die kurze, unruhige Nacht. Das Schaukeln ließ nicht nach, dazu kamen unbekannte Geräusche und das Gefühl, in einer Nussschale auf dem Wasser zu treiben.
Die Wetterbesserung, Sonne und blauer Himmel, ermöglicht heute das Arbeiten an Deck und im Wasser. Die Taucher, die in der Früh erneut mit dem CTV anreisten, bergen allerdings nur Metallschrott. Die fachgerechte Entsorgung erfolgt an Land. Während der Arbeiten besteht ständiger Kontakt zwischen Deck und Brücke, sowie den vorbeifahrenden Schiffen, um auf den Taucher im Wasser aufmerksam zu machen. Die Schiffe werden gebeten ihre Fahrt zu verlangsamen, um Wellenschlag und Strömung so gering wie möglich zu halten. Zusätzlich wird der VTS (Vessel Traffic Service) Bremerhaven Weser Traffic über die Arbeiten im Fahrwasser informiert.
Wenn in der Nordsee Munition gefunden wird, wird zunächst freigespült
Die Bereinigung der Kabeltrasse ist zeitaufwendiges Unterfangen. Zuerst wird die Strecke mit Metalldetektoren abgefahren und Stellen markiert an denen das Gerät ausschlägt. Im Anschluss wird ein Remotely Operated Vehicle (ROV) zur Identifizierung des Objektes zu Wasser gelassen. Liegt das Objekt zu tief im Boden für die Erfassung per ROV, wird es mit einer Lanze freigespült. Die Lanze kann bis zu sechs Meter tief in den Boden eindringen und bläst Luft in den Grund. Ist das Objekt dann frei gelegt, geht der Taucher ins Wasser und birgt es. Bei der ganzen Vorgehensweise wird davon ausgegangen, dass es sich um Munitionsüberreste oder Blindgänger handelt, denn es soll niemand durch Unachtsamkeit zu Schaden kommen.
Aufgrund der vorhergesagten Wellenhöhe von 2.60m für den kommenden Tag fahren wir in den Hafen zurück. Bei dieser Wellenhöhe kann die Bergung nicht fortgesetzt werden und wir warten auf besseres Wetter. Das verdeutlicht einmal mehr wie abhängig man bei der Offshore-Arbeit von den Wetterverhältnissen ist. Lieber einmal mehr den sicheren Hafen anlaufen, als Mensch oder Maschine zu gefährden.